Tuesday 9 April 2013

Touristen-Ostalgie

Ich habe schon seit einiger Zeit bemerkt, daß es neben der deutschen "Ostalgie" auch einen ausländischen sentimentalen DDR-Tourismus gibt. Wahrscheinlich inspiriert durch die Berlin-Begeisterung, lassen sich viele - westliche - Ausländer (vor allem Briten und Amerikaner) dazu verleiten, auch die ehemalige DDR und ihr Regime nicht nur zu verharmlosen, sondern glamourös zu reden.

Da gibt es Facebook-Gruppen, die halb kichernd, halb bewundernd die architektonischen Sünden der DDR als große Meisterleistungen darstellen, DDR-Modemagazine werden ausgegraben, Rezepte neu gekocht und die DDR zum Ort des cool erhoben.

So weit, so naiv. Dass 1000 Menschen an der DDR Grenze starben, oder unter unmenschlichsten Bedingungen in die DDR zurücktransportiert wurden und dort in Gefängnissen wie Bautzen erniedrigt und psychisch und physisch gequält wurden? Kein Wort darüber. Allenfalls wird von diesen naiven Touristen auf der Suche nach einem noch nicht beackerten Feld zugestanden, daß natürlich auch viel Unrecht geschah. Ah ja. (Dass die DDR ihre eigene Kultur hatte, dass man dort leben und aufwachsen konnte, dass man schöne Erinnerungen hat, ist eine völlig andere Sache.) Aber der ignorante "Von aussen Blick", der glaubt, erkennen  zu können, wie es "wirklich" war - aber in Wirklichkeit keinerlei Gefühl, Wissen und Hintergrundinformation besitzt, der läßt mich zutiefst erschaudern.

Der Höhepunkt war für mich erreicht, als jemand auf Twitter ein Foto postete mit der La-La-Unterschrift "Think the GDR wasn't romantic?" (das Bild zeigt einen Trabbi und eine Frau im 50er Jahre Kleid).  Hier begibt sich politische Ignoranz auf gefährliches Terrain.

Besonders unangenehm ist das Ganze, wenn diese Ignoranz durch vermeintliches Insider -Wissen "I lived there in the Nineties...etc" untermauert werden soll.  Britische Austausch-Studenten werden wahrscheinlich in der kurzen Zeit ihres Dortsein nur sehr wenig von der politischen Realität mitbekommen haben. ( Ich hatte allein vier Freunde die genau in dieser Situation waren und weiß, wie wenig deutsch-deutsche Realität dort bekannt war.) Einfach als "expat" nur in einer aufgehübschten ehemaligen DDR-Stadt zu wohnen und über die "nicht so schlechte" Vergangenheit zu rabulieren, ist ähnlich absonderlich.

Ganz schlimm wird es aber, wenn diese Ignoranz - oder ist es auch zum Teil ein Augenverschließen - auch noch exportiert wird. Touristen werden zu Experten, die zuhause fachmännisch über "the GDR" und ihre glamouröse Architektur, Mode und Denkweise Vorträge halten und Artikel schreiben. Das ist peinlich für jemanden, der sich auskennt und schmerzhaft für jeden, der unter den Verhältnissen gelitten hat. Und daß damit auch noch eine Kommerzialisierung, will sagen Verdienstmöglichkeit eröffnet wird, läßt mich sprachlos werden.

Es wäre lachhaft, wenn es nicht so traurig wäre.

Thursday 10 January 2013

Berlin? No thanks.

You can just imagine the article in The Guardian. Written by some badly-paid part-time hack from a grim northern English town. She's probably lived in Berlin for a year, knows (very little) German, and is keen to earn a bit of money.

So here goes - how "the ruthlessly efficient Germans" have finally accepted that order and duty is not everything. How they're finally coming to terms with their chaotic inner self. How their tormented Prussian souls have suddenly learnt to love squalor, unfinished building sites and outdoor toilets. Berlin, the former Prussian capital (geddit?) as the new Capital of Chaos, yo.

So far, so boring, and predictable.

But what of it really? It's true that Berlin attracts millions of young people from every corner of Germany, and ooh - even Europe. People who are fed up with the one single bus that links their village to the nearest small town. People from remote places where the bus shelter is the trendy place to gather. People who's idea of a fun night out is to hitch a hike to a club (club?) called "NYC" in italic typeface which is behind the corn fields in a disused chapel. People who like hanging round graveyards lighting candles whilst wearing long belted black leather coats.

Of course they love Berlin. It's such a big town isn't it? Full of vibe (pronounced Weib.) It's cool, hey? (pronounced kuhl). It's really creative. (Posting a promotional photo of a café with an ironic garden gnome in the window.)

So of course nobody minds that the place is a tip, and that nothing works. All part of that metropolitan feeling. Just like one imagines New York, or err,yeah... other big towns.

Berlin has become a mecca for international provincialdom. And just like other towns (the promotion of London at the height of the ill-fated "Cool Britannia" PR-campaign comes to mind) that are bankrupt, it tries to turn its run-downness into an asset. Which is fine, and has already worked wonders for property prices there. Just don't tell me all those broken-down trams, dysfunctional airports,and dilapidated concrete blocks is "the Germans" coming to terms with their inner turmoil.